Kapitel 9 - Geschichten und Gestalten des Volkes Israel

Unschuld und Reinheit der ersten Menschen

1. Die geschichtliche Überlieferung über die ersten Menschen, welche die Erde bewohnten, wurde von Generation zu Generation weitergegeben, bis sie im Buch der Ersten Zeit niedergeschrieben wurde. Es ist ein lebendiges Gleichnis jener ersten Menschenwesen, die auf der Erde lebten. Ihre Lauterkeit und Unschuld ermöglicht ihnen, die Liebkosung der Mutter Natur zu fühlen. Zwischen allen Wesen bestand ein freundschaftliches Verhältnis, und unter allen Geschöpfen eine uneingeschränkte Brüderlichkeit. (105,42)

2. In einem göttlichen Gleichnis inspirierte ich die ersten Menschen, damit sie eine erste Kenntnis ihrer Bestimmung erlangen würden, aber der Sinngehalt meiner Offenbarungen wurde falsch gedeutet.

3. Als zu euch vom Baum des Lebens gesprochen wurde, von dem der Mensch aß, dem Wissen um Gut und Böse, sollte euch nur begreiflich gemacht werden, daß der Mensch – als er genügend Erkenntnis besaß, um zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden und er damit für seine Taten verantwortlich wurde – von da an die Früchte seiner Werke zu ernten begann. (150,42)

4. Ihr wißt, daß Gott zu den Menschen sagte: „Wachset und mehret euch und füllet die Erde“. Dies war das anfängliche Gesetz, das man euch gab, Volk. Später hat der Vater die Menschen nicht nur dazu aufgefordert, daß sie sich mehren und daß das Menschengeschlecht weiter wächst, sondern daß ihre Gefühle immer hochherziger werden und ihr Geist eine unbehinderte Entfaltung und Entwicklung nimmt. Doch wenn das erste Gesetz die Ausbreitung der menschlichen Rasse zum Ziele hatte – wie könnt ihr da annehmen, daß derselbe Vater euch bestrafen würde, weil ihr ein Gebot von ihm befolgt und erfüllt habt? Ist es möglich, Volk, daß in eurem Gott ein solcher Widerspruch existiert?

5. Seht, welch materielle Auslegung die Menschen einem Gleichnis gaben, in dem zu euch nur vom Erwachen des Geistes im Menschen gesprochen wurde. Ergründet daher meine Unterweisung und sagt nicht länger, daß ihr die Schuld bezahlt, die die ersten Erdenbewohner durch ihren Ungehorsam gegenüber ihrem Vater auf sich luden. Habt eine höhere Vorstellung von der göttlichen Gerechtigkeit. (150,45-46)

6. Jetzt ist die Zeit, in der ihr meine Worte: Wachset und mehret euch verstehen könnt. Dies muss nämlich auch geistig getan werden, und ihr sollt das Universum mit euren guten Werken und lichtvollen Gedanken erfüllen. Ich heiße alle willkommen, die mir näherkommen wollen – alle, die nach Vollkommenheit streben. (150, 48-49)

 

Willensfreiheit

7. Ihr sagt mir, daß ihr wegen eurer Willensfreiheit in Fehler und Irrtümer geraten seid. Darauf antworte ich euch, daß ihr euch durch diese Gabe unendlich über den Punkt hinaus erheben könnt, von dem ihr zu Beginn eurer Entwicklung ausgegangen seid.

8. Außer der Willensfreiheit gab Ich jedem Geist mein Licht in seinem Gewissen, damit niemand in die Irre gehe. Doch die, die meine Stimme nicht hören wollten, oder im Verlangen nach geistigem Licht nicht in ihr Inneres einkehren wollten, ließen sich bald durch die zahllosen Schönheiten des menschlichen Lebens verführen, verloren die Stütze meines Gesetzes für ihren Geist und mußten straucheln und fallen.

9. Ein einziges Vergehen zog viele schmerzliche Folgen nach sich, und zwar deshalb, weil die Unvollkommenheit nicht im Einklang mit der Göttlichen Liebe ist.

10. Jene, welche ergeben und reuevoll sogleich zum Vater zurückkehrten und ihn sanftmütig baten, daß er sie reinige und von den Verfehlungen losspreche, die sie soeben begangen hatten, empfing der Herr mit unendlicher Liebe und Barmherzigkeit. Er tröstete ihren Geist, sandte sie aus, um ihre Fehler wiedergutzumachen und bestätigte sie in ihrer Aufgabe.

11. Glaubt nicht, daß alle nach ihrem ersten Ungehorsam sanftmütig und reuevoll zurückkehrten. Nein, viele kamen voll Hochmut und Groll. Andere wollten schamerfüllt, in Erkenntnis ihrer Schuld, ihre Vergehen vor Mir rechtfertigen, und ferne davon, sich durch Reue und Besserung zu läutern – welche Beweis von Demut sind – entschieden sie sich, für sich selbst ein Leben nach ihrer Weise zu schaffen, außerhalb der Gesetze, die meine Liebe vorschreibt.

12. Daraufhin trat meine Gerechtigkeit in Kraft – aber nicht, um sie zu strafen, sondern um sie zu bessern – nicht, um sie zu vernichten, sondern um sie ewig zu erhalten, indem sie ihnen eine umfassende Gelegenheit bot, sich zu vervollkommnen.

13. Wie vielen jener ersten Sünder gelingt es noch immer nicht, sich von ihren Flecken zu befreien. Denn von einem Sturz zum anderen fielen sie immer tiefer hinab in den Abgrund, aus dem sie allein die Ausübung meines Gesetzes wird retten können. (20, 40-46)

 

Die Sintflut

14. In den ersten Zeiten der Menschheit herrschte Unschuld und Einfachheit unter den Menschen. Aber in dem Maße, wie sie an Zahl zunahmen, wurden aufgrund ihrer Entwicklung und ihrer Willensfreiheit auch ihre Sünden zahlreicher und entfalteten sich immer schneller – nicht so ihre Tugenden, sondern ihre Verstöße gegenüber meinem Gesetz.

15. Da bereitete ich Noah vor, dem ich mich von Geist zu Geist kundtat, denn diese Zwiesprache habe ich vom Beginn der Menschheit an mit den Menschen aufgenommen.

16. Ich sagte Noah: „Ich werde die Geister der Menschen von all ihren Sünden reinigen. Zu diesem Zweck werde ich eine große Sintflut senden. Baue eine Arche und lasse deine Kinder, deren Frauen, die Kinder deiner Kinder und ein Paar von jeder Tierart in sie einsteigen“.

17. Noah war meinem Gebot gehorsam, und die Katastrophe kam in Erfüllung meines Wortes. Der schlechte Same wurde mit der Wurzel ausgerissen und der gute Same in meinen Kornkammern aufbewahrt, aus dem ich eine neue Menschheit schuf, die das Licht meiner Gerechtigkeit in sich trug und mein Gesetz zu erfüllen und in der Einhaltung guter Sitten zu leben verstand.

18. Meint ihr etwa, daß jene Menschen, die einen so leidvollen Tod fanden, in Materie und im Geist umkamen? Wahrlich, ich sage euch: nein, meine Kinder. Ihr Geist wurde durch mich erhalten und erwachte vor dem Richter ihres eigenen Gewissens und wurde zubereitet, um erneut auf den Weg des Lebens zurückzukehren, damit sie auf ihm geistigen Fortschritt erlangten. (302, 14 - 16)

 

Abrahams Beispiel

19. Nicht immer wird es nötig sein, daß ihr den Leidenskelch bis zur Neige leert. Denn es genügt Mir, euren Glauben, euren Gehorsam, euren Vorsatz und eure Absicht zu sehen, meinen Auftrag zu befolgen, daß ich euch den schwersten Augenblick eurer Prüfung erspare.

20. Erinnert euch, daß von Abraham das Leben seines Sohnes Isaak gefordert wurde, den er sehr liebte und den der Patriarch unter Überwindung seines Schmerzes und der Liebe zu seinem Sohn in einer Prüfung des Gehorsams, des Glaubens, der Liebe und Demut, die ihr noch nicht begreifen könnt, zu opfern im Begriffe war. Doch es wurde ihm nicht erlaubt, das Opfer an dem Sohn zu Ende zu bringen, weil er auf dem Grund seines Herzens bereits seinen Gehorsam gegenüber dem göttlichen Willen bewiesen hatte, und dies genügte. Wie groß war der innere Jubel Abrahams, als seine Hand durch eine höhere Macht aufgehalten wurde und ihn an der Opferung Isaaks hinderte! Wie segnete er den Namen seines Herrn und bewunderte seine Weisheit! (308, 11)

21. In Abraham und seinem Sohn Isaak gab ich euch ein Gleichnis dafür, was der Opfertod des Erlösers bedeuten würde, als ich die Liebe, die Abraham mir entgegenbrachte, auf die Probe stellte, indem ich ihn dazu aufforderte, seinen Sohn, seinen heißgeliebten Isaak zu opfern.

22. Bei rechter Betrachtung werdet ihr in jenem Akt eine Ähnlichkeit zu dem erkennen, was später die Opferung des Eingeborenen Sohn Gottes um der Rettung der Welt willen bedeutete.

23. Abraham war hier die Verkörperung Gottes und Isaak das Abbild Jesu. In jenem Augenblick dachte der Patriarch, dass der Herr deshalb das Leben seines Sohnes von ihm forderte, damit das Blut des Unschuldigen die Sünden des Volkes abwaschen würde. Und obwohl er den, der Fleisch von seinem Fleisch war, zutiefst liebte, war der Gehorsam in ihm gegenüber Gott, sowie das Erbarmen und die Liebe zu seinem Volk schwerwiegender für ihn als das Leben seines geliebten Sohnes.

24. Der gehorsame Abraham war nahe dran, den tödlichen Stoß gegen seinen Sohn auszuführen. In dem Augenblick, da er von Schmerz überwältigt den Arm erhob, um ihn zu opfern, hielt ihn meine Macht zurück und gebot ihm, ein Lamm statt seines Sohnes zu opfern, damit jenes Symbol als Zeugnis von Liebe und Gehorsam bestehen bliebe. (119, 18 - 19)

 

Jakobs Himmelsleiter

25. Wißt ihr, welche Bedeutung jene Leiter hat, die Jakob im Traum sah? Jene Leiter versinnbildlicht das Leben und die Entwicklung des Geistes.

26. Der Körper Jakobs schlief zum Zeitpunkt der Offenbarung, aber seine Geist war wach. Er hatte sich mittels des Gebets zum Vater erhoben, und als sein Geist in die Regionen des Lichts gelangte, empfing er eine himmlische Botschaft, die als ein Testament geistiger Offenbarungen und Wahrheiten für sein Volk erhalten bleiben sollte, welches die ganze Menschheit ist. Denn Israel ist kein irdischer, sondern ein geistiger Name.

27. Jakob sah, daß jene Leiter auf der Erde stand und ihre Spitze den Himmel berührte. Dies zeigt den Weg der geistigen Aufwärtsentwicklung an, welcher auf Erden mit dem Fleisch beginnt und der endet, wenn der Geist sein Licht und seine Essenz mit der seines Vaters vereint, fern jedes materiellen Einflusses.

28. Der Patriarch sah, daß auf jener Leiter Engel auf- und niederstiegen. Dies versinnbildlichte das unaufhörliche Inkarnieren und Desinkernieren, das ständige Kommen und Gehen der Geister im Verlangen nach Licht oder auch mit der Aufgabe, zu sühnen und sich zu läutern, um bei der Rückkehr zur Geistigen Welt sich ein wenig höher zu erheben. Es ist der Weg der geistigen Entwicklung, der zur Vervollkommnung führt.

29. Deshalb sah Jakob an der Spitze der Leiter die sinnbildliche Gestalt Jehovas, welche anzeigte, daß Gott das Ziel eurer Vervollkommnung, eures Strebens und die höchste Belohnung von unendlichen Seligkeiten ist – als Lohn für schwere Kämpfe, lange Leiden und die Beharrlichkeit, zum Schoß des Vaters zu gelangen.

30. Immer fand der Geist in den Schicksalsschlägen und Prüfungen eine Gelegenheit, Verdienste zu erwerben, um aufzusteigen. Dabei wurde in jeder Prüfung immer die Leiter Jakobs versinnbildlicht, die euch aufforderte, eine weitere Sprosse emporzusteigen.

31. Dies war eine große Offenbarung, oh Jünger, denn in ihr wurde zu euch in einer Zeit vom Geistigen Leben gesprochen, in der das Erwachen des Geistes zur Verehrung des Göttlichen, des Hohen, Reinen, Guten und Wahren kaum begonnen hatte.

32. Jene Botschaft konnte nicht nur für eine Familie bestimmt sein, nicht einmal für ein einziges Volk. Ihre Essenz war geistig und hatte daher universelle Bedeutung. Eben darum sprach die Stimme des Vaters zu Jakob: „Ich bin Jehova, der Gott Abrahams und der Gott Isaaks. Das Land, in dem du dich befindest, werde ich dir und deinem Samen geben, und dieser Same wird zahlreich wie der Staub der Erde sein. Ihr werdet euch nach Westen und nach Osten, nach Norden und nach Süden ausbreiten, und alle Geschlechter der Erde werden in dir und deinem Samen gesegnet werden“. (315, 45-50)

 

 

Josefs Beispiel

33. Josef, Sohn des Jakob, war von seinen eigenen Brüdern an einige Händler verkauft worden, die auf dem Weg nach Ägypten waren. Josef war noch klein und hatte doch schon Beweise einer großen Gabe der Prophezeiung gegeben. Der Neid bemächtigte sich seiner Brüder, die sich seiner entledigten in der Meinung, ihn nicht mehr wiederzusehen. Doch der Herr, der über seinem Diener wachte, beschützte ihn und machte ihn groß beim Pharao von Ägypten.

34. Viele Jahre danach, als die Welt von Dürre und Hunger geplagt wurde, hatte Ägypten, geleitet von den Ratschlägen und Inspirationen Josefs, genügend Vorräte angelegt, um der Heimsuchung standzuhalten.

35. Da geschah es, daß die Söhne Jakobs auf der Suche nach Lebensmitteln nach Ägypten kamen. Groß war ihre Bestürzung, als sie erkannten, daß ihr Bruder Josef zu einem Minister und Berater des Pharao geworden war. Als sie ihn sahen, fielen sie zu seinen Füßen auf ihre Knie nieder, voll Reue über ihre Verfehlung, und sie erkannten, daß die Prophezeiungen ihres Bruders in Erfüllung gegangen waren. Jener, den sie für tot hielten, war hier vor ihnen voller Macht, Tugend und Weisheit. Der Prophet, den sie verkauft hatten, bewies ihnen die Wahrheit der Prophetie, die der Herr ihm schon als Kind auf die Lippen gelegt hatte. Der Bruder, den sie gequält und verkauft hatten, vergab ihnen. Verstehst du, Volk? Jetzt wisst ihr, weshalb ich euch an diesem Tag gesagt habe: Wann werdet ihr mich erkennen, wie Josef von seinen Brüdern erkannt wurde ? (90,2)

 

Die Wüstenwanderung des Volkes Israels

36. In der Ersten Zeit stand Mose an der Spitze Israels, um es während vierzig Jahren durch die Wüste ins Land Kanaan zu führen. Aber aus Ungehorsam, Unglauben und Materialismus lästerten die einen, andere wurden abtrünnig, und wieder andere lehnten sich auf. Doch Mose sprach zu ihnen in dieser Situation mit Klugheit und Geduld, damit sie nicht den höchsten Willen verletzten, sondern demütig und folgsam wären gegenüber jenem Vater, der - ohne auf ihren Ungehorsam zu schauen - das Manna vom Himmel fallen und Wasser aus dem Felsen quellen ließ. (343,53)

37. Mose hatte genügend Beweise geliefert, daß der wahre Gott mit ihm war. Doch das Volk wollte noch mehr Zeugnisse, und als der Sendbote die Menschenmengen bis zum Fuß des Berges Sinai gebracht hatte, rief er die Macht Jehovas an, und der Herr ehrte ihn und gewährte ihm große Beweise und Wunder.

38. Das Volk wollte jenen hören und sehen, den Mose durch seinen Glauben hörte und schaute, und so offenbarte ich mich dem Volk in der Wolke und ließ es meine Stimme stundenlang hören. Doch sie war so gewaltig, daß die Menschen vor Furcht zu sterben glaubten. Ihre Körper zitterten, und ihre Geister schauderten bei jener Stimme der Gerechtigkeit. Da flehte das Volk Mose an, er solle Jehova bitten, nicht mehr zu seinem Volk zu sprechen, weil sie ihn nicht mehr anhören konnten. Es erkannte, daß es noch viel zu unreif war, um mit dem Ewigen direkt in Verbindung treten zu können. (29,32 + 34)

 

39. Stärkt euren Geist in den großen Schlachten des Lebens, wie jenes Volk Israel in der Wüste stark wurde. Wißt ihr, wie weit die Wüste ist, die kein Ende zu haben scheint, mit einer unbarmherzigen Sonne und glühendem Sand? Wißt ihr, was Einsamkeit und Stille und die Notwendigkeit nächtlichen Wachens ist, weil die Feinde auflauern? Wahrlich, ich sage euch, dort in der Wüste war es, wo jenes Volk die Größe erfaßte, welche darin bestand, an Gott zu glauben, und wo es lernte, ihn zu lieben. Was konnte jenes Volk schon von der Wüste erwarten? Und dennoch hatte es alles: Brot, Wasser, ein Heim zum Ausruhen, eine Oase und ein Heiligtum, um seinen Geist in Dankbarkeit zu seinem Vater und Schöpfer zu erheben. (107,28)

 

Elias Kampf

40. In der Ersten Zeit kam Elia zur Erde, nahte sich den Herzen der Menschen und fand sie dem Heidentum und Götzentum verfallen. Die Welt wurde von Königen und Priestern regiert, und beide hatten sich von der Erfüllung der göttlichen Gesetze abgewandt und führten ihre Völker auf Wege der Verirrung und Unwahrheit. Sie hatten verschiedenen Göttern Altäre errichtet und verehrten sie.

41. Elia trat in jener Zeit auf und sprach zu ihnen mit Worten voller Gerechtigkeit: „Öffnet eure Augen und erkennt, daß ihr das Gesetz des Herrn entweiht habt. Ihr habt das Vorbild seiner Boten vergessen und seid Kulten verfallen, die des lebendigen und mächtigen Gottes unwürdig sind. Es ist notwendig, daß ihr erwacht, auf ihn schaut und ihn anerkennt. Beseitigt euren Götzendienst und erhebt eure Augen über jedes Bildnis, mit dem ihr ihn dargestellt habt“.

42. Elia hörte meine Stimme. die ihm sagte: „Entferne dich von diesem bösen Volk. Sage ihm, daß für lange Zeit kein Regen mehr fallen wird, bis du es in meinem Namen befiehlst“.

43. Und Elía sprach: „Es wird nicht mehr regnen, bis mein Herr die Stunde anzeigt und meine Stimme es befiehlt“, und indem er dies sagte, entfernte er sich.

44. Von jenem Tage an war die Erde trocken, die für den Regen bestimmten Jahreszeiten verstrichen, ohne daß dieser sich einstellte. Am Himmel sah man keine Anzeichen für Regen, die Felder fühlten die Dürre, das Vieh verschmachtete nach und nach, die Menschen gruben in der Erde nach Wasser, um ihren Durst zu stillen, ohne es zu finden. Die Flüsse vertrockneten, das Gras verwelkte, weil es den Strahlen einer sengenden Sonne erlag, und die Menschen riefen ihre Götter an und baten sie, daß jenes Element zu ihnen zurückkehre, um zu säen und Samen zu ernten, der sie ernähren würde.

45. Elia hatte sich auf göttliches Gebot hin zurückgezogen, betete und harrte des Willens seines Herrn. Die Männer und Frauen begannen aus ihrer Heimat fortzuziehen auf der Suche nach neuen Ländern, wo sie kein Wasser entbehren würden. Überall sah man Karawanen, und an allen Orten war die Erde ausgedörrt.

46. Die Jahre vergingen, und eines Tages, als Elia seinen Geist zum Vater erhob, hörte er seine Stimme, die ihm sagte: „Suche den König auf, und wenn ich dir das Zeichen gebe, wird der Regen wieder auf dies Land herabfallen“.

47. Elia, demütig und voll Gehorsam, ging hin zum König jenes Volkes und zeigte vor den Anbetern des falschen Gottes seine Macht. Danach sprach er vom Vater und von dessen Macht, und da erschienen die Zeichen: Blitze, Donner und Feuer gewahrte man am Himmel. Daraufhin fiel der lebensspendende Regen in Strömen herab. Von neuem bekleideten sich die Felder mit Grün, die Bäume waren voller Früchte, und es gab Wohlstand.

48. Das Volk erwachte angesichts dieses Beweises und erinnerte sich seines Vaters, welcher es durch Elia aufrief und ermahnte. Zahlreich und sehr groß waren zu jener Zeit die Wundertaten Elias, um die Menschheit wachzurütteln. (53, 34 - 40)

 

Die zwölf Stämme Israels

49. Glaubt nicht, daß es nur im Schoß des Volkes Israel Propheten, Wegbereiter und Lichtgeister gab. Auch in andere Völker habe ich einige von ihnen gesandt. Doch die Menschen verstanden sie als Götter und nicht als Boten und schufen um ihre Lehren Religionen und Kulte.

50. Das Volk Israel begriff die Mission nicht, die es gegenüber anderen Völkern hatte und schlummerte auf einem Lager voller Segnungen und Annehmlichkeiten.

51. Der Vater hatte es als eine vollkommene Familie geformt, in der ein Stamm die Aufgabe hatte, das Volk zu verteidigen und den Frieden zu erhalten. Ein anderer bearbeitete das Land, ein weiterer Stamm bestand aus Fischern und Seeleuten. Einem anderen wurde die geistige Verehrung Gottes anvertraut, und so erfüllte jeder der zwölf Stämme, aus denen das Volk bestand, eine andere Aufgabe, die zusammen ein Beispiel von Harmonie gaben. Doch wahrlich, ich sage euch, die geistigen Fähigkeiten, die ihr in jenen früheren Zeiten besaßet, habt ihr noch immer. (135,15 - 16)

 

Weder die Propheten noch die ersten Führer Israels kannten das Leben des Geistes

52. Die Propheten sprachen mit großer Wahrhaftigkeit, fast immer kamen sie zur Erde in Zeiten der Verwirrung und Verirrung. Sie warnten die Völker und forderten sie zur Reue und zur Umkehr auf, wobei sie große Heimsuchungen der Gerechtigkeit ankündigten, wenn die Völker sich nicht dem Guten zuwandten. Bei anderen Gelegenheiten sagten sie Segnungen voraus für die Befolgung und den Gehorsam gegenüber dem göttlichen Gesetz.

53. Doch was jene Propheten sprachen, war eine Ermahnung zur Ausübung des Guten, der Gerechtigkeit und der gegenseitigen Achtung. Sie offenbarten nicht das Leben des Geistes, seine Bestimmung und seine Entwicklung. Nicht einmal Mose, den ich erwählte, um ihn zu meinem Stellvertreter zu machen und durch dessen Vermittlung ich das Gesetz für alle Zeiten übergab, sprach zu euch vom geistigen Leben.

54. Das Gesetz des Vaters enthält Weisheit und Gerechtigkeit. Es lehrt den Menschen, in Frieden zu leben, sich untereinander zu lieben und zu respektieren und sich als Menschen in meinen Augen als würdig zu erweisen. Aber Mose zeigte der Menschheit nicht, was es jenseits der Schwelle des körperlichen Todes gab, noch wie die Wiedergutmachung der ungehorsamen Geister beschaffen ist, oder die Belohnung für die in ihrer Lebensaufgabe Klugen und Fleißigen.

55. Später regierte David, erfüllt von Geistesgaben und Inspirationen, und in seinen Augenblicken der Erhebung, in seinen Verzückungen, vernahm er Hymnen und geistige Lieder, aus denen er die Psalmen schuf. Mit ihnen sollte er das Volk Israel dazu einladen, zu beten und seinem Herrn die beste Opfergabe seines Herzens zu schenken. Doch David konnte mit all seiner Liebe und Inspiration dem Volk nicht die wunderbare Existenz der Geister, ihre Entwicklung und ihr Ziel offenbaren.

56. Und Salomon, der ihm in der Herrschaft nachfolgte und gleichfalls die großen Gaben der Weisheit und Macht bewies, die ihm verliehen worden waren, um deretwillen er geliebt und bewundert wurde, und dessen Ratschlägen, Urteilen und Sprichwörtern noch heute gedacht wird - wenn sein Volk sich an ihn gewandt und ihn gefragt hätte: Herr, wie ist das Geistige Leben beschaffen? Was gibt es jenseits des Todes? Was ist der Geist? - Salomon in all seiner Weisheit hätte darauf nicht antworten können. (339, 12 – 15)