Kapitel 42 - Schuld und Sühne, Prüfungen und Leiden

 

  1.  

Die Notwendigkeit von Reue und Wiedergutmachung

 1. Wenn ich häufig zulasse, dass ihr den gleichen Kelch trinkt, den ihr euren Brüdern gegeben habt, geschieht es, weil manche nur so das Böse begreifen, das sie verursachten; und indem sie durch die gleiche Prüfung gehen, die sie andere durchmachen ließen, werden sie den Schmerz kennenlernen, den sie fühlen ließen. Dies wird ihren Geist erleuchten und wird das Verstehen, die Reue, und folglich die Erfüllung meines Gesetzes zur Folge haben.

 2. Aber wenn ihr vermeiden wollt, durch Leiden zu gehen oder den Kelch der Bitternis zu leeren, so könnt ihr das erreichen, indem ihr eure Schuld durch Reue, durch gute Werke, durch all das begleicht, was euch euer Gewissen zu tun heißt. So werdet ihr eine Liebesschuld begleichen, werdet eine Ehre, ein Leben oder den Frieden, die Gesundheit, die Freude oder das Brot zurückgeben, das ihr euren Brüdern irgendeinmal geraubt habt.

 3. Seht, wie verschieden die Wirklichkeit meiner Gerechtigkeit von jener Vorstellung ist, die ihr euch von eurem Vater gemacht hattet!

 4. Vergesst nicht: Wenn ich euch gesagt habe, dass keiner von euch verlorengehen wird, habe ich euch mit Sicherheit auch gesagt, dass jede Schuld beglichen und jede Verfehlung aus dem Buche des Lebens gestrichen werden muss. Es liegt an euch, den Weg zu wählen, um zu mir zu gelangen. Ihr besitzt noch immer den freien Willen.

 5. Wenn ihr das Gesetz der Wiedervergeltung der alten Zeiten vorzieht, wie es die Menschen aus den stolzen Nationen noch immer handhaben, so seht ihre Resultate!

 6. Wenn ihr wollt, dass die Elle, mit der ihr eure Brüder messt, auch euch messen soll, so braucht ihr nichteinmal auf euren Eintritt in das andere Leben zu warten, um meine Gerechtigkeit zu empfangen. Denn hier, wenn ihr es am wenigsten erwartet, werdet ihr euch in derselben kritischen Lage sehen, in die ihr eure Mitmenschen gebracht habt.

 7. Doch wenn ihr wollt, dass euch ein höheres Gesetz zu Hilfe kommt –nicht nur, um euch vom Schmerz zu befreien, den ihr am meisten fürchtet, sondern auch, um euch edle Gedanken und gute Gefühle einzugeben– so betet, ruft mich an, und geht dann euren Weg des Kampfes, um immer besser zu werden, um stark in den Prüfungen zu sein. Mit einem Wort, um mit Liebe die Schuld zu bezahlen, die ihr gegenüber eurem Vater und euren Nächsten habt. (16, 53 - 59)

 

 8. Oft werde ich von jemandem gefragt: Meister, so Du unsere Verfehlungen vergibst – warum lässt Du dann zu, dass wir sie mit Schmerzen sühnen? Darauf sage ich euch: Ich vergebe euch, aber es ist notwendig, jene Verstöße wiedergutzumachen, damit ihr eurem Geist die Reinheit zurückgebt. (64, 14)

 

 9. Ich habe euch gesagt, dass selbst der letzte Flecken aus dem Herzen des Menschen getilgt werden wird, doch ich sage euch auch, dass jeder seine eigenen Schandflecken abwaschen muss. Erinnert euch, dass ich euch sagte: „Mit der Elle, mit der ihr messt, werdet ihr gemessen werden“, und „Was man sät, muss man ernten“. (150, 47)

 

 10. Von den materiellen Opfergaben, welche die Menschheit mir darbringt, nehme ich nur die gute Absicht entgegen, wenn diese in Wahrheit gut ist; denn nicht immer kommt in einer Gabe eine hochherzige und edle Absicht zum Ausdruck. Wie oft bieten mir die Menschen ihr Opfer an, um ihre Übeltaten zu verdecken oder um dafür etwas von mir zu verlangen. Darum sage ich euch, dass der Friede des Geistes nicht käuflich ist, dass eure dunklen Flecken nicht durch materiellen Reichtum abgewaschen werden, auch wenn ihr mir den größten Schatz anbieten könntet.

 11. Reue, Schmerz darüber, dass man mich beleidigt hat, Erneuerung, Besserung, Wiedergutmachung der begangenen Verfehlungen, dies alles mit der Demut, die ich euch gelehrt habe; Ja, auf diese Weise bringen mir dann die Menschen die wahren Opfer des Herzens, des Geistes und der Gedanken dar, die eurem Vater unendlich wohlgefälliger sind als der Weihrauch, die Blumen und die Kerzen. (36, 27 - 28)

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  1.  

Das Gesetz der Wiedergutmachung

 12. Ihr habt eine Gelegenheit nach der anderen gehabt, und darin könnt ihr meine unendliche Liebe zu euch erkennen. Denn ich habe euch beschenkt und eurer Wesenheit die Gelegenheit gewährt, Fehler wiedergutzumachen, euren Geist zu läutern und zu vervollkommnen, anstatt euch zu strafen oder auf ewig zu verdammen, wie ihr früher zu denken gewohnt wart.

 13. Wer, der diese Lehren kennt und daran glaubt, dass sie wahr sind, würde es wagen, seiner Aufgabe auf Erden den Rücken zu kehren, obwohl er weiß, dass er damit eine noch härtere Sühne für seinen Geist bewirkt?

 14. Denn obschon es zutrifft, dass meine Gerechtigkeit euch neue Gelegenheiten bietet, um Flecken zu beseitigen und Fehler wiedergutzumachen, trifft es auch zu, dass mit jeder Gelegenheit die Zahl der Prüfungen zu nimmt, und dass die Mühen und Leiden jedesmal intensiver sind, im selben wie auch die begangenen Fehler schwerwiegender waren.

 15. Eure Pflicht – man sollte nicht von Strafe sprechen –wird darin bestehen, wiederherzustellen, zu erneuern, wiedergutzumachen und bis zur letzten Schuld zu begleichen. Niemand– weder euer himmlischer Vater, noch eure Geschwister auf der Erde oder im geistigen Tal –werden das tun, was nur ihr selbst tun müsst, obschon ich euch sage, dass ich immer eurem Rufe folgen werde. Wenn ihr euch einsam und verlassen glaubt, werdet ihr meine Gegenwart fühlen, und die Geistige Welt wird immer kommen, um euch bei der Last eures Kreuzes zu stützen. (289, 45 -47)

 

 16. Nur meine Liebe und meine Gerechtigkeit können heute jene beschützen, die Hunger und Durst danach haben. Ich allein vermag in meiner vollkommenen Gerechtigkeit den aufzunehmen, der sich gegen seine eigene Existenz vergeht.

 17. Wenn diese wüssten, dass die Verlassenheit des Geistes schrecklicher ist als die Einsamkeit in dieser Welt, würden sie geduldig und mutig bis zum letzten Tag ihres Erdendaseins ausharren. (165, 73 - 74)

 

 18. Ich vernichte keines meiner Kinder, so sehr sie mich auch verletzen. Ich erhalte sie und gebe ihnen Gelegenheit, ihre Verfehlung wiedergutzumachen und zu dem Weg zurückzukehren, den sie verlassen hatten. Doch obwohl ich ihnen vergeben habe, werden sie mit der Frucht ihrer Werke konfrontiert, und diese sind es, die sie richten und ihnen den rechten Weg weisen. (96, 55)

 

  1.  

Der Grund von Prüfungen und Leiden

 19. Erkennt euch selbst! Ich habe das Dasein der Menschen aller Zeiten betrachtet und weiß, was der Grund von all ihrem Schmerz und Unglück gewesen ist.

 20. Seit den ersten Zeiten habe ich gesehen, wie die Menschen sich aus Neid, aus Materialismus, aus Machthunger das Leben nahmen. Immer haben sie ihren Geist vernachlässigt, im Glauben, nur Materie zu sein, und wenn dann die Stunde gekommen ist, die menschliche Gestalt auf Erden zurückzulassen, blieb nur das übrig, was sie in ihrem materiellen Leben schufen, ohne irgendeine Seligkeit für den Geist zu ernten; denn sie haben sie nicht gesucht, nicht an sie gedacht, haben sich weder um die Tugenden des Geistes, noch um Wissen gekümmert. Sie begnügten sich damit, zu leben, ohne den Weg zu suchen, der sie zu Gott führt. (11, 42 - 43)

 

 21. Heute habt ihr euch trotz des Fortschritts eurer Zivilisation immer mehr von der materiellen Natur entfernt, ebenso wie auch vom Geistigen, vom Reinen, von dem, was von Gott ist. Deshalb fallt ihr mit jedem Abschnitt eures Lebens in immer größere Schwäche, in immer größeres Leid, trotz eures Verlangens, mit jedem Tag, den ihr auf Erden verbringt, stärker und glücklicher zu werden. Doch ihr werdet nun einen Schritt vorwärts machen in der Erfüllung meines Gesetzes, oh Bewohner der Erde! (16, 35)

 

 22. Die Prüfungen, denen ihr auf eurem Lebensweg begegnet, sind kein Zufall. Ich habe sie euch gesandt, damit ihr Verdienste erwerbt. Kein Blatt vom Baum bewegt sich ohne meinen Willen, und ich bin sowohl in den großen als auch in den kleinen Werken der Schöpfung.

 23. Wachet und betet, damit ihr verstehen lernt, welches die Frucht ist, die ihr von jeder Prüfung ernten sollt, damit eure Sühne kürzer ist. Nehmt euer Kreuz mit Liebe auf euch, und ich werde bewirken, dass ihr eure Sühne mit Geduld tragt. (25, 6)

 

 24. Wenn die Menschen unter Lachen, Vergnügungen und Eitelkeiten mich vergessen und mich sogar leugnen, warum verzagen und zittern sie, wenn sie die Tränenernte einholen, die ihren Geist und ihren Körper quält? Dann lästern sie, sagen, dass es keinen Gott gibt.

 25. Mutig genug ist der Mensch, um zu sündigen; entschlossen, vom Weg meines Gesetzes abzuweichen. Doch ich versichere euch, dass er überaus feige ist, wenn es sich darum handelt, zu sühnen und seine Schulden zu begleichen. Dennoch stärke ich euch in eurer Feigheit, beschütze euch in euren Schwächen, reiße euch aus eurer Lethargie, trockne eure Tränen und gebe euch neue Gelegenheiten, damit ihr das verlorene Licht zurückgewinnt und den vergessenen Weg meines Gesetzes wiederfindet.

 26. Ich komme, euch wie in der Zweiten Zeit das Brot und den Wein des Lebens zu bringen, sowohl für den Geist, als auch für den Körper, damit ihr mit allem von eurem Vater Geschaffenen in Harmonie lebt.

 27. Auf meinen Wegen blühen die Tugenden, auf euren dagegen gibt es Dornen, Abgründe und Bitternisse.

 28. Wer sagt, dass die Wege des Herrn voller Dornen sind, weiß nicht, was er sagt, denn ich habe für keines meiner Kinder den Schmerz geschaffen. Doch die, welche sich vom Pfad des Lichts und des Friedens entfernt haben, werden bei der Rückkehr zu ihm die Folgen ihrer Schuld erleiden müssen.

 29. Warum habt ihr den Kelch des Leidens getrunken? Warum habt ihr das Gebot des Herrn vergessen, ebenso wie die Mission, die ich euch anvertraute? Weil ihr mein Gesetz durch die euren ersetzt habt, und hier habt ihr die Ergebnisse eurer eitlen Weisheit: Bitteres Leid, Krieg, Fanatismus, Enttäuschungen und Lügen, die euch ersticken und mit Verzweiflung erfüllen. Und das Schmerzlichste für den vermaterialisierten Menschen, für den, der alles seinen Berechnungen unterwirft und den materiellen Gesetzen dieser Welt unterstellt, ist dies, dass er nach diesem Leben noch immer die Last seiner Verirrungen und Neigungen mit sich herumschleppen wird. Dann wird das Leiden eures Geistes sehr groß sein.

 30. Schüttelt hier eure Sündenlast ab, erfüllt mein Gesetz und kommt bald. Bittet alle um Vergebung, die ihr verletzt habt, und überlasst das Übrige mir; denn kurz wird eure Zeit zum Lieben sein, wenn ihr euch wirklich entschließt, es zu tun. (17, 37 - 43)

 

 31. Kommt alle zu mir, die ihr ein verborgenes Leid im Herzen tragt. Ihr tragt heimlich einen Schmerz in euch, den euch ein Verrat zugefügt hat, und eure Verbitterung ist sehr groß, weil es ein sehr geliebtes Wesen war, das euch tief verletzt hat.

 32. Werdet still in euch, damit das Gebet euch erleuchtet und ihr erfahren könnt, ob nicht ihr irgendeinmal der Grund dafür wart, dass man euch verraten hat. Dann wird das Gebet euch in dem Gedanken bestärken, dass ihr denen vergeben müsst, die euch in eurer Liebe, in eurem Glauben, in eurem Vertrauen verraten.

 33. Wahrlich, ich sage euch, im selben Augenblick, da ihr dem vergebt, der euch beleidigt hat, werdet ihr meinen Frieden voll fühlen. Denn in diesem Augenblick wird sich euer Geist mit dem meinen vereint haben, und ich werde meinen Mantel ausbreiten, um euch zu vergeben und euch beide in meine Liebe zu hüllen. (312, 49 - 51)

 

 34. In Wahrheit sagt euch der Meister: Ich habe für jeden Geist ein Reich des Friedens und der Vollkommenheit vorbereitet. Doch diesem Reich, stellt sich ein anderes Reich entgegen: die Welt. Während man mein Reich durch Demut, Liebe und Tugend erringt, erfordert die Inbesitznahme des anderen Hochmut, Ehrgeiz, Stolz, Habgier, Egoismus und Bosheit.

 35. Zu allen Zeiten hat sich die Welt meinem Reich widersetzt. Allezeit sind die, die mir nachfolgen, auf ihrem Weg bedrängt und in Versuchung geführt worden, sei es durch sichtbare Einflüsse oder unsichtbare Kräfte.

 36. Dies ist nicht die einzige Zeit, in der ihr über Dornen schreitet, um zu mir zu gelangen. Es ist nicht das erstemal, dass euer Geist strauchelt, um meine Gegenwart zu erreichen. Zu allen Zeiten habt ihr den Kampf im Innersten eures Wesens ausgetragen.

 37. Die Inspiration meines Geistes erhellt euer Inneres und hat eine Schlacht entfacht mit den dunklen Kräften, mit den falschen Lichtern, den falschen Tugenden, mit der Materie, mit allem Überflüssigen, mit der ganzen falschen Herrlichkeit dieser Welt. (327, 3)

 

 38. Ich segne den Schmerz, den ihr um meinetwillen ertragen habt, denn alles, was ihr um meinetwillen leidet, wird euch ewig würdigen. (338, 61)

 

  1.  

Glaube, Ergebung und Demut in den Prüfungen

 39. Das menschliche Leben ist für den Geist der Schmelztiegel, in dem er sich läutert, und der Amboss, auf dem er geschmiedet wird. Es ist unerlässlich, dass der Mensch ein Ideal in seinem Geist hat, Glauben an seinen Schöpfer und Liebe zu seiner Bestimmung, um sein Kreuz mit Geduld bis zum Gipfel seines Kalvarienberges zu tragen.

 40. Ohne Glauben an das ewige Leben gerät der Mensch in Verzweiflung bei all den schweren Prüfungen. Ohne hohe Ideale versinkt er im Materialismus, und ohne Kräfte, um eine Enttäuschung zu ertragen, geht er in der Mutlosigkeit oder im Laster zugrunde. (99, 38 – 39)

 

 41. Ich sage euch, dass ihr euer Kreuz lieben sollt. Denn wenn ihr euch dagegen auflehnt, während ihr es auf den Schultern tragen müsst, wird der Schmerz in euren Herzen eine tiefe Wunde reißen. Ich liebe mein Kreuz wirklich, oh Volk; doch wisst ihr, was ich mein Kreuz nenne? Mein Kreuz besteht aus euch, oh Menschen, die ich so sehr liebe. (144, 20)

 

 42. Der Glaube, die Ergebenheit und die Demut gegenüber dem von mir Verfügten werden den Prüfungsweg kürzer machen, weil ihr dann den Leidensweg nicht mehr als einmal gehen werdet. Aber wenn in den Prüfungen Auflehnung, Unzufriedenheit oder gar Gotteslästerungen aufkommen, wird die Heimsuchung länger dauern, denn ihr werdet dann jenen Weg aufs neue zurücklegen müssen, bis die Lektion gelernt ist. (139, 49)

 

 43. Ich sage euch: die Prüfungen, die sich der Mensch in dieser Zeit selbst geschaffen hat, sind sehr schwer, denn so sind sie für seine Rettung notwendig.

 44. Am Geliebtesten eines jeden Menschen wird sich die göttliche Gerechtigkeit vollziehen, um vom Werk eines jeden menschlichen Geschöpfs Rechenschaft zu fordern.

 45. Wie wichtig ist es, dass der Mensch die Erkenntnis erlangt, was geistige Sühne bedeutet, damit er in der Erkenntnis, dass der Geist eine Vergangenheit hat, die Gott allein kennt, mit Liebe, Geduld, Achtung und sogar Freude seinen Leidenskelch annimmt – im Wissen, dass er damit vergangene und gegenwärtige Schandflecken abwäscht, Schulden begleicht und vor dem Gesetz Verdienste erwirbt.

 46. Es wird keine geistige Erhebung im Schmerz geben, solange man nicht mit Liebe leidet, mit Achtung gegenüber meiner Gerechtigkeit und Ergebung gegenüber dem, was jeder für sich erwirkt hat. Doch diese Erhebung inmitten der Prüfungen wird den Menschen allein die Erkenntnis über das, was das Gesetz der geistigen Wiedergutmachung ist, geben können. (352, 36 – 37; 42 – 43)

 

  1.  

Der Grund für soviel Leid

 47. Wenn ihr die Prüfungen des Lebens dem Zufall zuschreibt, werdet ihr schwerlich stark sein können. Doch wenn ihr eine Vorstellung von dem habt, was Sühne ist, was Gerechtigkeit und Wiedergutmachung ist, werdet ihr in eurem Glauben Erhebung und Ergebung finden, um in den Prüfungen zu siegen.

 48. Es ist mein Wille, euren Geist auf verschiedene Weise zu prüfen, denn ich bilde, forme und vervollkommne ihn. Dafür bediene ich mich aller Dinge und aller Menschen. Als Werkzeuge gebrauche ich sowohl einen Gerechten, als auch einen Bösewicht. Das eine Mal bediene ich mich des Lichts, ein andermal mache ich die Finsternis zu meiner Dienerin. Darum sage ich euch: wenn ihr euch in einer kritischen Situation befindet, so denkt an mich, an euren Meister, der euch in aller Liebe den Grund für jene Prüfung erklären wird.

 49. Es gibt Kelche, die alle trinken müssen, die einen früher und die anderen später, damit alle mich verstehen und lieben lernen. Das Elend, die Krankheit, die Verleumdung, die Entehrung sind sehr bittere Kelche, die nicht nur an die Lippen des Sünders gelangen. Erinnert euch, dass der Allergerechteste in jener Zweiten Zeit den bittersten Kelch leerte, den ihr euch vorstellen könnt. Der Gehorsam, die Demut und die Liebe, mit welcher der Leidenskelch getrunken wird, werden das Kreuz leichter machen und die Prüfung schneller vorübergehen lassen. (54, 4 - 6)

 

 50. Alles, was euch umgibt, zielt darauf ab, euch zu läutern, doch nicht alle haben es so aufgefasst. Lasst den Schmerz, den ihr aus eurem Kelch der Bitterkeit trinkt, nicht unfruchtbar sein. Aus dem Schmerz könnt ihr Licht gewinnen, welches Weisheit, Sanftmut, Stärke und Empfindsamkeit ist. (81, 59)

 

 51. Wisset, Jünger, dass der Schmerz die schlechten Früchte aus eurem Herzen entfernt, euch Erfahrung schenkt und bewirkt, dass eure Irrtümer Treffer werden.

 52. Auf diese Weise prüft euch euer Vater, damit es in eurem Verstande hell wird. Doch wenn ihr nicht versteht und unfruchtbar leidet, weil ihr den Sinn meiner weisen Lektionen nicht entdeckt, ist euer Schmerz sinnlos und ihr versäumt die Lektion zu nutzen. (258, 57 - 58)

 

 53. Die Menschen rufen: Wenn es einen Gott der Barmherzigkeit und Liebe gibt – warum müssen dann die Guten durch die Bösen leiden, die Rechtschaffenen durch die Sünder?

 54. Wahrlich, ich sage euch, meine Kinder: Kein Mensch kommt auf diese Welt, um nur seine eigene Rettung zu erlangen. Er ist kein alleinstehendes Individuum, sondern ist Teil eines Ganzen.

 55. Leidet in einem menschlichen Körper ein gesundes und vollkommenes Organ etwa nicht, wenn die übrigen Organe krank sind?

 56. Dies ist ein materieller Vergleich, damit ihr das Verhältnis begreift, das zwischen jedem Menschen und den anderen besteht. Die Guten müssen unter den Bösen leiden, aber die Guten sind nicht völlig unschuldig, wenn sie sich nicht für den geistigen Fortschritt ihrer Geschwister einsetzen. Doch als Individuum hat jeder seine eigene Verantwortung, und da er Teil meines Geistes und ihm ähnlich ist, besitzt er Willen und Intelligenz, um zum Fortschritt aller beizutragen. (358, 18 - 19)

 

 57. Legt meine Unterweisung richtig aus, meint nicht, dass mein Geist sich freut, wenn er eure Leiden auf der Erde sieht, oder dass ich euch all das entziehen will, was euch angenehm ist, um mich daran zu ergötzen. Ich komme, um euch zu veranlassen, meine Gesetze zu erkennen und zu beachten, denn sie sind eurer Achtung und Beachtung wert; und weil ihre Einhaltung wird euch die ewige Seligkeit und den ewigen Frieden bringen. (25, 80)

 

 58. Ich muss euch sagen, dass ihr, solange ihr auf Erden wohnt, euch darum bemühen dürft, euer Dasein auf ihr so angenehm wie möglich zu machen. Es ist nicht notwendig, unaufhörlich zu weinen, zu leiden und zu bluten, um den Frieden im Jenseits zu verdienen.

 59. Wenn ihr diese Erde aus einem Tränental in eine Welt des Glücks umwandeln könntet, wo ihr einander lieben würdet, wo ihr darum bemüht wäret, das Gute zu tun und innerhalb meines Gesetzes zu leben – wahrlich, ich sage euch, dies Leben wäre in meinen Augen sogar verdienstvoller und hochstehender als ein Dasein voller Leiden, Missgeschicke und Tränen, so große Bereitwilligkeit zum Ertragen desselben ihr auch haben möget. (219, 15 - 16)

 

 60. Freut euch, dass kein Schmerz ewig währt; eure Leiden sind zeitlich und vergehen sehr bald.

 61. Die Zeit der Sühne und Läuterung ist für den, der die Prüfungen mit Vergeistigung betrachtet, flüchtig. Für den dagegen, der ganz im Materialismus aufgeht, wird das, was in Wirklichkeit sehr bald vorüber ist, lange dauern.

 62. Wie die Schläge eures Herzens vorübergehen, so vergeht in der Unendlichkeit das Leben des Menschen.

 63. Es gibt keinen Grund zur Furcht, denn so, wie sich jemandem ein Seufzer entringt, wie man eine Träne vergießt, oder wie man ein Wort sagt, so vergehen auch die Leiden des Menschen.

 64. In der unendlichen Zärtlichkeit Gottes müssen sich alle eure Schmerzen und Kümmernisse in Nichts auflösen. (12, 5-9)