Kapitel 24 - Die geistige und die materielle Schöpfung

Die Erschaffung der Geister

1. Bevor es Welten gab, bevor alle Kreatur und die Materie zum Leben erstanden, existierte bereits mein göttlicher Geist. Doch als All-Einheit fühlte ich in mir eine unermessliche Leere, denn ich war wie ein König ohne Untertanen, wie ein Meister ohne Schüler. Aus diesem Grund fasste ich den Plan, mir ähnliche Wesen zu erschaffen, denen ich mein ganzes Leben widmen würde, die ich so tief und innig lieben würde, dass ich – wenn der Zeitpunkt dafür gekommen wäre – nicht zögern würde, ihnen am Kreuz mein Blut zu opfern.

2. Nehmt nicht Anstoß daran, wenn ich euch sage, daß ich euch bereits liebte, noch bevor ihr existiertet. Ja, vielgeliebte Kinder! (345, 20 - 21)

 

3. Der göttliche Geist war voller Liebe, obwohl er allein existierte. Nichts war noch geschaffen worden, nichts gab es um das göttliche Wesen herum, und dennoch liebte er und fühlte sich als Vater.

4. Wen liebte er? Als wessen Vater fühlte er sich? Es waren alle Wesen und alle Geschöpfe, die aus ihm hervorgehen würden und deren Kraft in seinem Geist verborgen ruhte. In jenem Geist waren alle Wissenschaften, alle Naturkräfte, alle Wesenheiten, alle Schöpfungsgrundlagen. Er war die Ewigkeit und die Zeit. In ihm war die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft, noch bevor die Welten und Wesen zum Leben erstanden.

5. Jene göttliche Inspiration wurde unter der unendlichen Kraft der göttlichen Liebe Wirklichkeit, und das Leben begann. (150, 76 - 79)

 

6. Damit Gott sich Vater nennen könnte, ließ er aus seinem Schoß Geister hervorgehen – Geschöpfe, die ihm in seinen göttlichen Eigenschaften ähnlich waren. Dies war euer Ursprung, so erstandet ihr zum Geistigen Leben. (345, 22)

 

7. Der Grund für eure Erschaffung war die Liebe, die göttliche Sehnsucht, meine Macht mit jemandem zu teilen. Und der Grund dafür, daß ich euch mit Willensfreiheit ausgestattet habe, war gleichfalls die Liebe. Ich wollte mich von meinen Kindern geliebt fühlen - nicht durch Gesetz bedingt, sondern aus einem spontanen Gefühl heraus, das frei aus eurem Geist hervorbrechen sollte. (31, 53)

 

8. Jeder Geist entstand aus einem reinen Gedanken der Gottheit. Daher sind die Geister ein vollkommenes Werk des Schöpfers. (236, 16)

 

Das Wirken der großen Geister

9. Elia ist der große Geist, der zur Rechten Gottes ist, der sich in seiner Demut Diener Gottes nennt. Durch seine Vermittlung sowie jener anderer großer Geister bewege ich das geistige Universum und führe große und hohe Ratschlüsse aus. Ja, meine Jünger, ich habe Scharen großer Geister zu meinen Diensten, die die Schöpfung regieren. (345, 9)

 

Göttliche Gedanken

10. Höret, Jünger: Bevor ihr ins Leben tratet, existierte ich bereits, und in meinem Geist war der eure verborgen. Doch ich wollte euch nicht zu Erben meines Reiches machen, ohne Verdienste erworben zu haben, noch daß ihr das Vorhandene besitzen würdet, ohne zu wissen, wer euch geschaffen hatte; noch wollte ich, daß ihr ohne Richtung, ohne Ziel und ohne Ideale von mir ginget.

11. Deshalb gab ich euch das Gewissen, damit es euch als Führer diene. Ich gewährte euch den freien Willen, damit eure Werke wahren Wert vor mir hätten. Ich gab euch Geist, damit er sich immer danach sehnen sollte, sich zum Lichtvollen und Reinen zu erheben. Ich gab euch den Körper, damit ihr mittels des Herzens ein Gefühl für das Gute und für das Schöne hättet, und damit er euch als Schmelztiegel, als ständige Prüfung und auch als Werkzeug diene, um in der materiellen Welt zu leben. (35, 48 - 49 o.)

 

Die Schaffung materieller Welten für die Geister

12. Als der Raum zum ersten Mal durch die Gegenwart der Geister erhellt wurde, fühlten diese - da sie noch wankend und stammelnd wie kleine Kinder waren und weder die Entwicklung noch die Kraft hatten, sich an den Orten hoher Geistigkeit aufzuhalten - das Bedürfnis nach einem Halt, nach einem Stützpunkt, um sich stark zu fühlen. Und so wurde ihnen die Materie und eine materielle Welt gegeben, und in ihrem neuen Zustand gewannen sie Erfahrung und Erkenntnisse. (35, 50)

 

13. Das Weltall füllte sich mit Wesen, und in allen offenbarte sich die Liebe, die Macht und die Weisheit des Vaters. Wie eine unerschöpfliche Quelle des Lebens war der Schoß des Herrn seit jenem Augenblick, da er gebot, daß die Atome sich vereinen sollten, um Wesen und Körper zu bilden und Gestalt zu geben.

14. Zuerst existierte das geistige Leben, zuerst gab es die Geister und danach erst die materielle Natur.

15. Da beschlossen war, dass viele geistige Geschöpfe körperliche Gestalt anzunehmen hatten, um auf materiellen Welten zu leben, wurde zuvor alles eingerichtet, damit die Kinder des Herrn alles für sie bereit fänden.

16. Er überschüttete den Weg, den seine Kinder zu gehen haben würden, mit Segnungen, überflutete das Universum mit Leben und erfüllte mit Schönheiten den Weg des Menschen, in welchen er einen göttlichen Funken legte: das Gewissen und den Geist, und schuf ihn so aus Liebe, Intelligenz, Kraft, Willen und Bewußtsein. Doch alles Existierende hüllte er in seine Kraft und zeigte ihm seine Bestimmung. (150, 80 - 84)

 

17. Als der Vater die Welt schuf und ihr die Bestimmung gab, ein Ort der Sühne zu sein, wußte er bereits, daß seine Kinder auf ihrem Weg Schwachheiten und Verfehlungen anheimfallen würden, daß eine Heimstatt nötig wäre, um den ersten Schritt zur Erneuerung und Vervollkommnung zu tun. (250, 37)

 

Die Erschaffung des Menschen

18. Höret: Gott, das höchste Wesen, schuf euch „zu seinem Bild und Gleichnis“ – nicht hinsichtlich der materiellen Gestalt, die ihr habt, sondern der Fähigkeiten, mit denen euer Geist ausgerüstet ist, ähnlich denen des Vaters.

19. Wie angenehm war es für eure Eitelkeit, euch für das Ebenbild des Schöpfers zu halten. Ihr haltet euch für die höchstentwickelten Geschöpfe, die Gott gemacht hat. Doch ihr befindet euch in einem schweren Irrtum, wenn ihr annehmt, dass das Universum nur für euch geschaffen wurde. Mit welcher Unwissenheit nennt ihr euch selbst die Krone der Schöpfung!

20. Begreift, dass nicht einmal die Erde nur für die Menschen geschaffen ist. Auf der endlosen Stufenleiter der göttlichen Schöpfung gibt es eine unendliche Zahl von Geistern, die sich in Erfüllung des göttlichen Gesetzes entwickeln.

21. Die Ziele, die alles miteinbeziehen und die ihr als Menschen, auch wenn ihr wolltet, nicht verstehen könnt, sind groß und vollkommen wie alle Absichten des Vaters. Doch wahrlich, ich sage euch, ihr seid weder die größten noch die kleinsten Geschöpfe des Herrn.

22. Ihr wurdet erschaffen, und in jenem Augenblick nahm euer Geist Leben vom Allmächtigen, das so viele Eigenschaften in sich trug, wie für euch notwendig waren, um eine schwierige Aufgabe in der Ewigkeit zu erfüllen. (17, 24 - 28)

 

23. In den Geist des Menschen, welcher mein Meisterwerk ist, habe ich mein göttliches Licht gelegt. Ich habe ihn mit unendlicher Liebe gepflegt, wie ein Gärtner eine verwöhnte Pflanze seines Gartens pflegt. Ich habe euch in diesen Lebensraum gestellt, wo euch nichts zum Leben fehlt, damit ihr mich erkennt und euch selbst erkennt. Ich habe eurem Geist Vollmacht gegeben, das Leben des Jenseits zu fühlen, und eurem Körper Sinne, damit ihr euch erquickt und vervollkommnet. Ich habe euch diese Welt übergeben, damit ihr auf ihr eure ersten Schritte zu machen beginnt und auf diesem Wege des Fortschritts und der Vervollkommnung die Vollkommenheit meines Gesetzes erfahrt. Damit ihr während eures Lebens mich immer mehr erkennt und liebt und durch eure Verdienste zu mir gelangt.

24. Ich habe euch die Gabe der Willensfreiheit gewährt und euch mit dem Gewissen ausgestattet. Das erstere, damit ihr euch im Rahmen meiner Gesetze frei entwickelt, und das zweite, damit ihr das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht, damit es euch als vollkommener Richter sagt, wann ihr mein Gesetz erfüllt oder dagegen verstoßt.

25. Das Gewissen ist Licht aus meinem göttlichen Geist, das euch in keinem Augenblick verläßt.

26. Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, ich bin der Friede und das Glück, die ewige Verheißung, daß ihr bei mir sein werdet, und auch die Erfüllung aller meiner Worte. (22, 7 - 10)

 

Erinnerung an das Paradies

27. Die ersten Menschen – jene, die Urahnen der Menschheit waren, bewahrten eine Zeitlang den Eindruck, den ihr Geist vom geistigen Tal mitnahm – ein Eindruck von Schönheit, von Frieden und Wonne, der in ihnen fortbestand, solange in ihrem Leben nicht die Leidenschaften des Fleisches und auch der Kampf ums Überleben in Erscheinung traten.

28. Doch ich muß euch sagen, daß der Geist jener Menschen, obwohl er aus einer Lichtwelt kam, nicht den höchsten Heimstätten entstammte – jenen, zu denen ihr nur durch Verdienste gelangen könnt.

30. Dennoch war der Zustand der Unschuld, des Friedens, des Wohlergehens und der Gesundheit, den jene Geister bei ihren ersten Schritten bewahrten, als eine Zeit des Lichtes unvergesslich, dessen Zeugnis sie an ihre Kinder und diese an ihre Nachkommen weitergaben.

30. Der vermaterialisierte Verstand der Menschen, der den wahren Sinngehalt jenes Zeugnisses mißverstand, glaubte schließlich, daß das Paradies, in dem die ersten Menschen gelebt hatten, ein irdisches Paradies gewesen sei, ohne zu begreifen, daß es eine geistige Verfassung jener Geschöpfe war. (287, 12 - 13)

 

Die Beschaffenheit des Menschen

31. Geist und Körper sind verschiedener Natur. Aus ihnen besteht euer Wesen, und über beiden steht das Gewissen. Der erstere ist Tochter des Lichts, der zweite entstammt der Erde, ist Materie. Beide sind in einem einzigen Wesen vereint und kämpfen gegeneinander, geführt durch das Gewissen, in welchem ihr die Gegenwart Gottes habt. Dieser Kampf hat bis heute ständig stattgefunden. Doch zuletzt werden Geist und Materie in Harmonie die Aufgabe erfüllen, die mein Gesetz jedem von beiden zuweist.

32. Ihr könnt euch den Geist auch so vorstellen, als ob er eine Pflanze wäre, und den Körper als die Erde. Der Geist, der in die Materie gepflanzt wurde, wächst, richtet sich empor, wobei er sich von den Prüfungen und Lehren nährt, die er während seines menschlichen Lebens erhält. (21, 40 - 41)

 

Die Einheit des Schöpfers mit der Schöpfung

33. Der Geist Gottes ist wie ein unendlich großer Baum, dem die Äste die Welten und die Blätter die Wesen sind. Da es ein- und derselbe Pflanzensaft ist, der durch den Stamm zu allen Zweigen und von diesen zu den Blättern strömt - glaubt ihr da nicht, daß es etwas Ewiges und Heiliges gibt, das euch alle untereinander verbindet und euch mit dem Schöpfer vereint? (21, 38)

 

34. Mein Geist, welcher allumfassend ist, existiert in allem von mir Geschaffenen, sei es im Geistigen oder in der materiellen Natur. In allem ist mein Werk gegenwärtig und zeugt auf allen Lebensebenen von meiner Vollkommenheit.

35. Mein göttliches Werk umfaßt alles - von den größten und vollkommensten Wesen, die zu meiner Rechten wohnen, bis zum kaum wahrnehmbaren Kleinstlebewesen, der Pflanze oder dem Mineral, dem Atom oder der Zelle, die allen Geschöpfen Gestalt geben.

36. Damit weise ich euch erneut auf die Vollkommenheit alles von mir Geschaffenen hin - von den materiellen Wesen bis zu den Geistern, die bereits die Vollkommenheit erreicht haben. Dies ist mein Werk. (302, 39)

 

37. Wer vom geistigen Gesetz abweicht, welches höchstes Gesetz ist, fällt unter die Herrschaft der untergeordneten oder materiellen Gesetze, von denen die Menschen auch wenig wissen. Wer jedoch dem höchsten Gesetz gehorcht und mit ihm in Übereinstimmung bleibt, steht über allen Ordnungen, die ihr die natürlichen nennt, und fühlt und versteht mehr als der, welcher nur die Kenntnisse besitzt, die er in der Wissenschaft oder in den Religionen gefunden hat.

38. Das ist es, weshalb Jesus euch mit den Werken, die ihr Wunder nennt, in Staunen versetzte; doch erkennt die Lehren, die er euch aus Liebe gab. Begreift, dass es nichts Übernatürliches noch Widersprüchliches im Göttlichen gibt, das in der ganzen Schöpfung schwingt. (24, 42 - 43)