Die Wiederkunft Christi im Spiegel biblischer Verheissungen

Erläuterungen zum besseren Verständnis      Autor: Walter Maier 

Seit den ersten Anfängen des Christentums haben sich die Gläubigen mit der Wiederkunft Christi beschäftigt, und jede Zeit hat darüber ihre eigenen Vorstellungen hervorgebracht. Auch heute haben die Gläubigen unterschiedliche, vorwiegend verschwommene Ansichten darüber, weil sie die symbolische Bildsprache der entsprechenden Bibelstellen nicht richtig auszulegen verstehen. Deshalb ist es notwendig, Klarheit zu erhalten. Zu diesem Zweck wollen wir die ungenauen und oft phantasievollen Vorstellungen untersuchen und sie mit den einschlägigen Bibelworten vergleichen.

Ein übernatürliches Himmelsschauspiel?

Weitverbreitet ist folgende Meinung: Danach würde der Herr vor den Augen aller Menschen in den Wolken des Himmels erscheinen, wobei alle Augen Ihn gleichzeitig sehen werden; denn Seine Wiederkunft soll ja wie ein Blitz am Himmel sein, alles erleuchtend und für alle Menschen sichtbar. Kann sich dies überhaupt so zutragen, und entsprechen diese Vorstellungen den Ankündigungen Jesu selbst, wie sie uns von verschiedenen Evangelisten überliefert sind?

Wie wir wissen hat die Erde Kugelgestalt, und schon aus diesem Grund ist diese populäre Vorstellung jenes Ereignisses eine physikalische Unmöglichkeit, da die Bewohner einer Kugelwelt eine Himmelserscheinung nicht gleichzeitig rund um den Erdball sehen können.

Wir wollen zunächst untersuchen, ob nicht aus den verschiedenen biblischen Hinweisen ein glaubwürdigeres Bild dieses Geschehens erkennbar wird, wenn wir die Worte der Weissagung aus der symbolhaften Bildsprache in unsere heutige Sprache übersetzen und dabei den geistigen Sinn erfassen, der ausgedrückt werden soll.

Erfüllte Zeichen

Was den Zeitpunkt der Wiederkunft anbelangt, sagt der Herr zwar, dass niemand Tag und Stunde wisse, bevor das Ereignis eintrete ausser dem Vater (Math. 24,36+42); doch gab Er verschiedene Vorzeichen Seines Kommens an: falsche Christi und falsche Propheten, Kriege, Seuchen, teure Zeiten, Erdbeben, zunehmende Lieblosigkeit und Trübsale, Schrecknisse und grosse Zeichen am Himmel, Überschwemmungen und schwere Unwetter, die Verkündigung des Evangeliums in der ganzen Welt. All diese Zeichen sind erfüllt, und trotzdem warten die Gläubigen noch immer auf die Erfüllung der Verheissungen.

Wie ein Dieb in der Nacht

In einem Gleichnis gab der Herr einen noch genaueren Hinweis auf die Zeit und die Art Seines Wiederkommens. Er verglich es mit dem heimlichen Einbruch eines Diebes in der Nacht und setzt hinzu: " ..., denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr's nicht meint. (Math. 24,44). Aus diesem Gleichnis sind zwei Dinge klar erkennbar: Erstens, dass Seine Wiederkunft nicht als übernatürliches Himmelsschauspiel vor sich gehen wird, sondern im Verborgenenunbeachtet von der Welt und der Christenheit als Ganzes. Und zweitens, dass auch der Zeitpunkt Seines Kommens anders sein wird als erwartet.

Der Herr bekräftigt die Bedeutung dieses Gleichnisses für eine richtige Vorstellung von Seiner Wiederkunft, indem Er in Seiner Offenbarung von Johannes noch einmal darauf verweist: "Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bereithält..." (Off. 16,15).

Zu der Stunde, die ihr nicht kennt

In einem zweiten Gleichnis vom klugen und vom schlechten Knecht wird sogar noch ein Hinweis darauf gegeben, ob der Zeitpunkt, an dem die Menschen zur Zeit Seiner Wiederkunft Sein Kommen erwarten, zu früh oder zu spät angesetzt ist. Jesus sagt nämlich in diesem Gleichnis: "... So aber jener, der böse Knecht, wird in seinem Herzen sagen: mein Herr kommt noch lange nicht..., so wird der Herr des Knechtes kommen an dem Tag, da er sich's nicht versieht, und zu der Stunde, die er nicht meint..." (Math. 24,48+50). Daraus geht eindeutig hervor, dass der Herr früher kommen wird, als die Christen allgemein annehmen.

Wie der Blitz ausgeht von Osten

In welcher Art soll diese in der Stille sich vollziehende Wiederkunft des Herrn dann vor sich gehen? – Bei Matthäus lesen wir: „Denn gleicherweise wie der Blitz ausgeht vom Aufgang (der Sonne; also Osten) und scheint bis zum Niedergang (Westen), also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes“. (Math. 27,27)

Es dürfte für jedermann verständlich sein, dass es sich hierbei nicht um einen natürlichen Blitz handeln kann, der in unseren körperlichen Augen gesehen wird; denn in den wenigsten Fällen leuchtet der Blitz von Osten nach Westen, sondern geht vom Himmel zu Erde nieder. Die Bedeutung muss also eine andere sein. – Da der Blitz eine grelle Lichterscheinung am Himmel ist, und der Begriff Licht im Wort Gottes häufig als Sinnbild für geistige Erkenntnis verwendet wird, ist es naheliegend, diesen „Blitz“ als eine vom geistigen Himmel ausgehende Offenbarungslehre Christi zu deuten.

Auch bei Jesaja finden wir den Hinweis auf Osten: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir! Vom (Sonnen-)Aufgang her (also Osten) werde ich deine Nachkommen bringen, und vom (Sonnen-)Untergang her (also Westen) werde ich dich sammeln.“ (Jes. 43,5)

In Matthäus sagt Jesus abschliessend: „Ich sage euch aber, dass viele von Osten und Westen kommen und mit Abraham und Isaak und Jakob zu Tisch liegen werden in dem Reich der Himmel.“ (Math 8,11).

Warum hat diese Offenbarungslehre Christi ihren Anfang gerade im Osten und ihren Abschluss im Westen? – Hierzu sagt uns der Herr in seinem Wort, das mit diesem Bild die Gesamtheit Seiner Lehre an die Menschheit symbolisiert ist, die ihren Anfang im Volk Israel, also im Orient oder Osten hatte und ihren umfassenden Abschluss im Westen, in einem Land der westlichen Hemisphäre finden sollte und nun auch gefunden hat – in Seinen geistigen Offenbarungen in Mexiko. Das Symbol des Blitzes hat zudem die Bedeutung, dass für Ihn die zwischen beiden Offenbarungszeiten liegende Zeitspanne nur ein kurzer Augenblick gewesen ist, der wie ein Blitz am Himmel vorüberging. Für uns Menschen sind fast 2000 Jahren eine lange Zeit, für Gott nur ein Augenblick der Ewigkeit.